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22.02.2024 -

Innovation – Made in Stuttgart

Einleitung

Die Gründerinnen und Gründer von Cyclize wollen mit ihrem patentierten Verfahren die Chemieindustrie „grüner“ machen.

Das Cyclize-Team

Cyclize-Gründungsteam (v. l. n. r.: Jan Stein, Maike Lambarth, Stephan Renninger, Dominik Novakovic)

© Cyclize GmbH

Derzeit deckt die chemische Industrie ihren Rohstoffbedarf noch zu 87 Prozent aus Mineralölprodukten wie Erdöl, Erdölderivaten, Kohle und Erdgas ab (Quelle: Verband der Chemischen Industrie e.V.). Gleichzeitig sind seit 2015 die Kosten für Energie- und Rohstoffe gestiegen. Wenn das erklärte Ziel der Bundesregierung, eine Treibgasneutralität mit erneuerbaren Energien zu erzielen, bis 2045 erreicht werden soll, bedarf es neuer Ideen und Technologien für diese Umsetzung.

Entwicklung eines patentierten Verfahrens

Hier kommt das Start-up Cyclize ins Spiel, das gerade die erste Seed-Finanzierungsrunde mit zirka 5 Millionen Euro abgeschlossen und damit einen großen Meilenstein erreicht hat. Das Spin-off der Universität Stuttgart hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, bei dem Kunststoffabfälle und CO2, also Kohlenstoff, zur Herstellung von Synthesegas recycelt werden. Dadurch trägt die junge Firma dazu bei, die Chemieindustrie zu defossilisieren: das bedeutet, die Umstellung von fossilen Energieträgern zu nachhaltigen Alternativen voranzutreiben.

Indem Cyclize aus Abfall Kohlenstoff gewinnt, und diesen erneut stofflich in verschiedensten Produkten bindet, zählt es damit zur Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft, einem Sektor, der immer mehr an Bedeutung zunimmt.

„Wir müssen eine nicht-fossile Kohlenstoffquelle finden.“

Mit hartnäckigem Forschungsgeist fing vor sieben Jahren alles an: 2018 begannen zwei der insgesamt vier Gründungsmitglieder, Maike Lambarth (CEO) und Stephan Renninger (CTO), an einer CO2-Nutzung durch Plasmatechnologie an der Universität Stuttgart zu forschen.

Parallel rief die Stuttgarter Uni die Initiative CHEMampere ins Leben, die sich eine „Elektrifizierung der Chemieindustrie als Ablöse zu den fossilen Ressourcen“ zum Ziel gesetzt hat, so Maike Lambarth. Sie hat die Initiative zusammen mit Stephan Renninger als Doktorandin begleitet. „Das war unser erster Berührungspunkt zu den Bedürfnissen einer riesigen Industrie, welche die fossilen Kohlenstoffverbindungen nicht nur als Energiequelle, sondern eben auch als stoffliche Quelle nutzt. Sprich, 96 Prozent aller Produkte, die wir nutzen, enthalten Kohlenstoff,“ sagt Maike Lambarth, „ohne Kohlenstoff geht gar nichts in unserem Leben, wir müssen also eine nicht-fossile Kohlenstoffquelle finden.“

Vielversprechende Forschungsergebnisse

In Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Markteintritt versprach der von Stephan Renninger entwickelte „Cyclize“-Prozess am erfolgversprechendsten zu sein. Maike Lambarth erklärt: „Die Chemieindustrie fußt auf dem Einsatz von fossilem Kohlenstoff. Rund 50 Prozent der fossilen Ressourcen werden zur Energiegewinnung genutzt – hauptsächlich Wärme. Von der anderen Hälfte wird der fossile Kohlenstoff zur Herstellung der Produkte verwendet. Das Kohlenstoffatom steckt also im Produkt. Mit Cyclize kann dieser stofflich notwendige Kohlenstoff aus Quellen genutzt werden, die wir bereits im System haben, aber nicht mehr nutzen. Das sind kohlenstoffhaltige Abfallströme wie CO2 und Plastikmüll, sprich Kunststoffabfälle.“

Das Team war überzeugt vom eigenen Konzept und wollte nicht, dass ihre vielversprechenden Forschungsergebnisse in einer Schublade landen. Kurzerhand nahmen die Gründenden die Sache selbst in die Hand. Mit-Gründer Jan Stein gesellte sich als COO von der technischen Seite hinzu und der vierte Gründer Dominik Novakovic ergänzte durch sein betriebswirtschaftliches Know-how als Start-up-Coach.

Eine Innovation schaffen

Seitdem ist viel passiert, was vor allem auch der Förderung durch das Programm EXIST-Forschungstransfer des BMWK zu verdanken ist. Die finanzielle Hilfe hat es dem vierköpfigen Team ermöglicht, fünf Versuchsaufbauten in nur 18 Monaten zu entwickeln. „Aufgrund der Förderung hatten wir die nötigen Rahmenbedingungen, also die Finanzierung unseres Forschungsvorhabens, die zeitliche Freiheit und die Absicherung unserer Gehälter, um eine Vielzahl an verschiedenen Fäden zu ziehen, damit sie zum richtigen Zeitpunkt alle zusammenlaufen, um etwas Neues zu erschaffen, das auch im bestehenden Wirtschaftssystem funktionieren kann: eine Innovation,“ sagt Maike Lambarth.

Eines war auf dem Gründungsweg stets ausschlaggebend: der Fokus auf das Wichtige. „Es gibt eine Million an Möglichkeiten und nie weiß man genau, welche langfristig nützlich sein könnte und welche nicht. Da ist auch viel Zufall dabei. Inzwischen haben wir eine Matrix an der Bürotür hängen mit den Achsen ‚wichtig–unwichtig‘ und ‚nicht dringend–dringend‘. Die hätte ich gerne schon früher genutzt, um zu priorisieren,“ sagt Maike Lambarth.

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