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Einzelhandelsgeschäft übernehmen: Businessplan schreiben?

Frage

Mir wurde ein Einzelhandelsgeschäft (gute Lage, besteht seit 10 Jahren, treue Stammkundschaft) angeboten, das kleine (Wohn-)Accessoires, Geschenke etc. anbietet. Der Kaufpreis liegt bei 50.000 Euro, der Kapitalbedarf ist voraussichtlich höher, da Wareneinkäufe etc. direkt folgen. Ich habe kein Eigenkapital, evtl. kann dennoch ein Teil über Familie o.ä. finanziert werden.

Aufgrund des sehr engen Zeitrahmens (die Übergabe ist vor Weihnachten gewünscht) würde mich interessieren, ob ein ausführlicher Business-Plan für die Bank/die Kreditanfrage notwendig ist? Es soll ja ein bestehender Laden/Konzept fortgeführt werden. Reichen da u. U. die Zahlen bzw. die Entwicklung der Zahlen aus, wenn diese überzeugen? Ich bin derzeit noch Vollzeit angestellt, müsste demnach also auch mein Arbeitsverhältnis kündigen, um diese Selbständigkeit aufzubauen. Daher wäre es wichtig, früh zu wissen, ob und zu welchen Konditionen das Vorhaben finanziert würde.

Antwort

Grundsätzlich sind kleine Einzelhandelsgeschäfte bei Banken eher "schwierig" zu finanzieren, da in diesem Segment die Anzahl der Insolvenzen und Geschäftsaufgaben überdurchschnittlich hoch ist.

Jede Bank legt zusätzlich selbst fest, welche Unterlagen im Einzelfall zur Kreditprüfung eines Übernehmers erforderlich sind. Dies auch in Abhängigkeit des Kreditvolumens und der wirtschaftlichen Gesamtumstände des Unternehmens und des Übernehmers.

Neben den vergangenheitlichen Geschäftszahlen gehört dazu aber (fast) immer zwingend ein operativer und finanzieller Businessplan des Übernehmers, also wo kommt das Unternehmen strategisch und wirtschaftlich "her" und wo soll es, mit dem neuen Inhaber "hin" gehen.

Zusätzlich zu den historisch qualitativen und qualitativen Unternehmenszahlen etc. ist der Businessplan des Übernehmers, für die Banken, auch eine (persönlich) qualitative Beurteilung des Übernehmers selbst, also vertraut die Bank der Planung des Übernehmers und damit dem Übernehmer auch persönlich, d.h. die aufgenommenen Kredite + Zinsen zurück zahlen zu können.

Insbesondere sehr kleine Firmen sind zum wirtschaftlichen Erfolg fast ausschließlich vom Inhaber selbst geprägt. Eine gute Ertragslage der Vergangenheit (Alt-Inhaber) muss nicht für die Zukunft (Neu-Inhaber) konkludent sein. Das wissen auch die Banken und beurteilen dies.

Ich empfehle ihnen daher nicht ohne fundierten Businessplan bei den Banken "anzuklopfen".

Quelle:
Dipl.-Betriebswirt Bernd Rüegg (CMC/BDU e.V.)
Geschäftsführender Gesellschafter der M+A Rüegg Mittelstandsberatung GmbH
Certified Managment Consultant (BDU e.V.)
Sachverständiger für Unternehmensbewertung (Ass. Mitglied IACVA e.V.)
September 2014

Tipps der Redaktion:

BMWi-Publikationen: Unternehmensnachfolge: Die optimale Planung (PDF, 3  MB)
GründerZeiten Nr. 07: Businessplan (PDF, 1  MB)
GründerZeiten Nr. 21: Existenzgründungen im Handel (PDF, 463  KB)

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