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27.11.2025 -

Vom Sportplatz zum Start-up – Wie aus alten Trikots eine neue Geschäftsidee wurde

Einleitung

Ein zweites Leben als Waschlappen oder Hundedecke – genau das ist oft der Werdegang eines recycelten Stoffes, bevor er im Müll landet. Doch es gibt weitaus glanzvollere und langlebigere Laufbahnen für Textilien, wie Jonathan Kipper mit seiner Gründung KIMAN beweist. Hier gehen Textilien in Form edler Sportmode in den Kreislauf „ewigen Lebens“ ein. Wie gelingt das – und was hat Jonathan Kipper zur Gründung im Nebenerwerb motiviert?

Jonathan Kipper und Lukas Fehlemann, Gründer von KIMAN

KIMAN-Gründer Jonathan Kipper und Lukas Fehlemann haben ihre Geschäftsidee durch ihr Engagement im Jugendsport entwickelt.

© KIMAN

Schauplatz Jugendfußballverein, ein Materialraum voller alter Trikots, Stutzen und Socken. An diesem Ort wurde die Idee zu KIMAN aus der Taufe gehoben: „Mein Gründungspartner Lukas und ich waren beide ehrenamtlich im Sportverein aktiv und uns war aufgefallen, dass da viele ausgemusterte Klamotten lagern, ohne dass sie sinnvoll genutzt wurden“, erzählt Jonathan Kipper, 25. „So kamen wir auf die Idee, die ganze Textilwirtschaft ein bisschen genauer unter die Lupe zu nehmen.“ Lukas und Jonathan, damals Studenten der Hochschule Koblenz bzw. der Deutschen Sporthochschule Köln, beschäftigten sich also mit der Frage: Gibt es nicht eine nachhaltigere Lösung? Warum sollte ein Shirt, das aus wertvollen Materialien besteht, nach seinem Lebenszyklius nicht weiterverwendet oder recycelt werden können? Diese Überlegung wurde zum Ausgangspunkt für eine Mission, die 2023 in die Gründung von KIMAN mündete.

Nachhaltig gegründet: Von der Wiege zur Wiege

Die Unternehmensphilosophie von KIMAN basiert auf dem sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzip – zu deutsch: „von der Wiege zur Wiege”. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein nachhaltiges Konzept, bei dem Produkte so gestaltet werden, dass sie nach Gebrauch entweder biologisch abbaubar oder endlos recycelbar sind. „Unser Geschäftsmodell endet nicht beim Verkauf, sondern beim Recycling unserer Klamotten”, erläutert Jonathan Kipper. So entsteht Kleidung, die leistungsfähig ist und gleichzeitig umweltfreundlich wiederverwertet oder abgebaut werden kann. KIMAN-Kundinnen und -Kunden wirken aktiv am Kreislauf mit, indem sie ihre aufgetragene Kleidung kostenfrei an das Unternehmen zurückgeben können – ein ähnliches Prinzip wie beim Pfandsystem im Supermarkt. Zusätzlicher Anreiz: Für den nächsten Kauf bei KIMAN gibt’s Rabatt.

Mit dem Rückgabeprinzip ist KIMAN seiner Zeit voraus: Erst im September 2025 gab das Parlament der Europäischen Union (EU) endgültig grünes Licht für neue Maßnahmen zur Verringerung von Lebensmittel- und Textilabfällen in der EU. Für Textilhersteller, die ihre Ware in der EU verkaufen, bedeutet das: Sie müssen künftig die Kosten für deren Sammlung, Sortierung und Recycling tragen. In der Branche herrscht enormes Potenzial zur Reduzierung von Abfällen, denn bislang fallen 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle pro Jahr in der EU an.

Fokus auf den B2B-Markt: Anreize für höhere Rückgabequoten

Aktuell befindet sich das Start-up in einer Phase der Neuausrichtung. „Bislang haben wir uns auf die Endverbraucher konzentriert, aber wir möchten uns weiterentwickeln und haben gemerkt, dass der B2B-Markt besonders interessant für uns ist“, so Kipper. Das könnten Hotels sein, Restaurants, Verkehrsbetriebe oder andere Dienstleister, die ihren Mitarbeitenden Arbeitskleidung bereitstellen. KIMAN kann sie nicht nur ausstatten, sondern nimmt die gebrauchte Bekleidung auch wieder zurück – eine attraktive Option für Unternehmen, bei denen sich schnell eine große Menge alter Kleidung sammeln kann und stetiger Bedarf an neuer herrscht. „Wenn wir von höheren Abnahmemengen sprechen, vereinfacht sich der Kreislauf natürlich deutlich“, erklärt der Gründer.

Sportmode von KIMAN hängt an Kleiderstange

Sportmode von KIMAN wird umweltfreundlich wiederverwertet oder abgebaut.

© KIMAN

Rückenwind durch Förderprogramme

Die diversen Institutionen zur Gründungsförderung haben Jonathan Kipper und sein Partner jedenfalls längst überzeugt. Zunächst war da die Unterstützung der Gründungsbüros der Hochschule Koblenz und der Sporthochschule Köln, dann half die IHK Köln bei der Beantragung des Gründerkredits der NRW-Bank. Schließlich gab es das Gründungsstipendium NRW sowie die Teilnahme am „Kölner Rahmen“, einem Förderprogramm für innovative Ideen. Auf dem Gründertag Köln erhielt Jonathan Kipper im September 2025 weitere Tipps für spannende Fördermöglichkeiten – zum Beispiel die Teilnahme am Messeprogramm Young Innovators, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) gefördert wird. Das Programm unterstützt Unternehmen dabei, ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen erfolgreich zu vermarkten – und so den Zugang zu internationalen Märkten zu eröffnen.

Gründung im Nebenerwerb – kein Hindernis, sondern Vorteil

Sein Sportmanagement-Studium hat Jonathan Kipper mittlerweile abgeschlossen, ab Dezember startet der erste Vollzeitjob. Das Herzensprojekt KIMAN soll aber weitergehen. „Ich wurde auch schon gefragt, wie der Arbeitgeber damit umgeht, wenn man nebenher ein Start-up unterhält – ob das als Problem gesehen wird”, berichtet Kipper. Das Gegenteil sei der Fall: „Durch die Gründung hat man unglaublich viele Erfahrungen gesammelt, die man wunderbar auf den Vollzeitjob übertragen kann. Es gibt da soviele Synergien, die genutzt werden können.” Er sehe eine Gründung im Nebenerwerb daher als Pluspunkt, von der ein Arbeitgeber profitieren könne.

Einfach machen – Jonathans Rat an Gründende

Und was ist sein Rat an Gründungs-Newcomer? „Das wichtigste Mantra: Man muss die Sache einfach machen, um am Ende zu erfahren, ob sie wirklich funktioniert. Man kann sich sonst im Businessplan auch irgendwann verlieren. Lieber schnellstmöglich ein marktfähiges Produkt entwickeln, in der ersten Version auf dem Markt testen und es ab diesem Moment immer weiterentwickeln.“ Wichtig für den Erfolg sei zudem der professionelle Umgang mit Rückschlägen; hier habe es ihm und Lukas sehr geholfen, bei der Gründung zu zweit zu sein, sich gegenseitig aufzubauen und zu motivieren. Am Ende müsse auch jeder seine Nische finden, in die das eigene Produkt perfekt passt – „aber auch dieses Wissen wächst erst, wenn man ins Machen gekommen ist.“

Interessante Programme & Stipendien für Gründende:

Messeprogramm Young Innovators

Das BMWE fördert mit dem Messeprogramm Young Innovators die Teilnahme junger innovativer Unternehmen an internationalen Leitmessen in Deutschland. Unterstützt wird die Teilnahme an einem vom Messeveranstalter organisierten Gemeinschaftsstand. 

Mehr Infos

EXIST-Gründungsstipendium

Mit dem EXIST-Gründungsstipendium werden Studierende, Absolventinnen und Absolventen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bei der Umsetzung ihrer Gründungsideen unterstützt.

Mehr Infos

Nachhaltig wirken – Förderung gemeinwohlorientierter Unternehmen

Mit dem Förderprogramm „Nachhaltig wirken – Förderung gemeinwohlorientierter Unternehmen“ stärkt das BMWE gemeinwohlorientierte Unternehmen und gibt Impulse für die Gründung weiterer Unternehmen dieser Art. Das Themenspektrum reicht von Klimaschutz bis hin zu sozialen Herausforderungen.

Mehr Infos

Speziell für die Gründung im Nebenerwerb:

ERP-Gründerkredit – StartGeld

Eine Förderung zur Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln bietet das Angebot „ERP-Gründerkredit – StartGeld“ der KfW. Der Kredit kann sowohl für Gründungen im Vollerwerb als auch im Nebenerwerb beantragt werden.

Mehr Infos

Hotline 030-340 60 65 60 Für allgemeine Fragen
Montag bis Donnerstag: 8:00 - 18:00 Uhr
Freitag: 8:00 - 12:00 Uhr
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