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Preise richtig kalkulieren?

Frage

Mein Vater ist seit einigen Jahren selbständig, macht seine Preise aber nach "Gefühl". Ich würde aber gerne wissen wie wir unsere Preise richtig kalkulieren können. In erster Linie bringen die Leute Messer, Scheren, Sägeblätter u.ä. zu uns und wir schärfen sie dann. Wie können wir akzeptable Preise machen, damit wir Gewinn erwirtschaften, aber die Preise auch nicht so hoch sind, dass ein Neukauf günstiger wäre?

Antwort

Zunächst ist es fürwahr nicht ganz so optimal, die Preise nach "Gefühl" zu machen > birgt dies doch mitunter die Gefahr, dauerhaft nicht kostendeckend zu arbeiten, mit all den daraus resultierenden Konsequenzen. Insoweit ist Ihr Ansatz, die Preise auf Basis einer echten Kalkulationsgrundlage zu ermitteln, genau der Richtige und wir möchten Ihnen nachfolgend einen ersten - einfachen - Ansatz an die Hand geben.

Um nunmehr festzustellen, ob Sie zu Marktpreisen einen Gewinn erwirtschaften, sind zunächst die eigenen betrieblichen Kosten im Detail festzustellen. Dazu gibt es eine Vielzahl von Planungsinstrumenten > z.B. zu finden unter der Rubrik Gründungsplanung.
Dort gibt es eine Vielzahl von interaktiven Mustern, die Sie verwenden können.

Wichtig ist, dass Sie keine Kosten vergessen und dabei auch an den s.g. "Unternehmerlohn" bzw. die Privatentnahme Ihres Vaters denken inkl. einem kleinen Puffer für "Unvorhergesehenes" und etwaige Investitionen > denn die verwendeten Maschinen zur Schärfung unterliegen ja auch einer "Abnutzung" und müssen irgendwann einmal erneuert, repariert, erweitert etc. werden.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass mit dem Unternehmerlohn/Privatentnahmen alle privaten Kosten von Lebenshaltung über Versicherungen bis hin zu etwaigen Darlehensraten gedeckt werden müssen und das mit zu erwirtschaften ist.

Wir empfehlen, dass Sie sowohl die betrieblichen als auch die privaten Kosten anhand der Kontoauszüge und des Kassenbuchs eines kompletten! Jahres ermitteln.
Gleichen Sie diese zusätzlich mit den Buchhaltungskonten/-unterlagen ab > damit sollten die Gesamtkosten tatsächlich vollständig erfasst sein.

Wenn Sie die Gesamtkosten ermittelt haben, dann können Sie diese auf zu erwirtschaftende Tages- bzw. Stundenkosten herunter brechen. Bitte beachten Sie dabei, dass Sie vorher "freie" Tage (Wochenende, Feiertage, Urlaub, Puffer Krankheit etc.) und unproduktive Zeiten (z.B. Mittagspause, Kundengespräche, Instandhaltung Maschinen, Büroarbeiten, Einrichtungs-/Umrüstzeiten etc.) berücksichtigen bzw. heraus rechnen. Das Ziel ist es dabei herauszufinden, wie viele - kalkulatorische - Produktivstunden pro Tag zur Verfügung stehen.

So könnte es z.B. sein, dass dabei herauskommt, dass max. 200 abrechenbare Arbeitstage (in Ihrem Bundesland 2013 > 251 Arbeitstage abzgl. wie vorgenannt) zur Verfügung stehen und an jedem dieser Tage z.B. max. 5 Produktivstunden. Also dann auf das Jahr bezogen rund 1000 Stunden. Wenn Sie dann die jährlichen Gesamtkosten durch diese Stunden teilen, dann wissen Sie schon mal grob, welche Kosten pro Produktivstunde erwirtschaftet werden müssen.

Stellen Sie danach fest, wie viele Schärfungen durchschnittlich pro Jahr/Monat/Tag (mit der aktuellen Tendenz nach oben oder unten!) durchgeführt werden, z.B. über die Rechnungen. Wie viel Zeit wurde dafür jeweils benötigt und was wurde dabei durchschnittlich pro Schärfung in Rechnung gestellt? Zusätzlich sollten Sie vorher auch ermitteln, wie viel an etwaigen "Materialeinsatz" pro Schärfung entsteht. Danach haben Sie schon mal einen durchschnittlichen Tages-/Stundenumsatz und abzüglich den etwaigen Materialeinsatz einen groben "Rohertrag".

Um dies an einem Bespiel grob deutlich zu machen > wenn Sie nach der Auswertung zu dem Ergebnis kommen, dass für eine Schärfung durchschnittlich 15 Min. gebraucht werden und dafür jeweils durchschnittlich 10 Euro (Netto) in Rechnung gestellt wurden, dann würde das einen max. Stundenumsatz von 40 Euro bedeuten. Unterstellen wir nun einmal mögliche/kalkulatorische tägliche 5 Produktivstunden, dann wären das max. 200 Euro Umsatz pro Tag abzgl. z.B. 10% Materialeinsatz = 180 Euro Rohertrag, den Sie dann zur Deckung der - vorher ermittelten - Tageskosten zur Verfügung hätten.

Sind nun z.B. die Tageskosten aber bei 250 Euro, dann würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass Sie pro Stunde rund 56 Euro erwirtschaften müssten (56 Euro/Stunde x 5 Stunden = 280 Euro Umsatz abzgl. 10% Materialeinsatz = 252 Euro Rohertrag) und insoweit eine Schärfung durchschnittlich 14 Euro (Netto) kosten müsste.

So können Sie dann grob mit Ansatz der tatsächlich möglichen Produktivstunden den notwendigen Stundenverrechnungssatz berechnen, um Ihre vorher ermittelten Kosten auch tatsächlich zu decken.

Sie erkennen dann auch ziemlich schnell, wie gut oder schlecht Ihre Auslastung ist. So könnte es dann z.B. auch sein, dass Sie zwar die 5 Produktivstunden am Tag - kalkulatorisch - zur Verfügung haben, derzeit aber "nur" durchschnittlich 3 Stunden abgerechnet werden können. Dann müssten Sie entweder die Preise für eine Schärfung entsprechend erhöhen oder die Auslastung erhöhen oder die Kosten senken!

Dies bedeutet mitunter jedoch auch im Umkehrschluss, dass der Preis umso geringer sein kann, je höher die Auslastung ist. > wenn Sie z.B. tatsächlich derzeit schon 6 Stunden durchschnittlich pro Tag abrechnen. Dies würde dann im Ergebnis bedeuten > liegt der ermittelte Preis für eine Schärfung über dem eines Neukaufs, sind zwei Dinge zu prüfen: "Ob und wo können Kosten eingespart werden?" und "Wie kann die Absatzmenge erhöht werden?"

Darin liegt letztlich die Entscheidung die Selbständigkeit fortzuführen, auf eine Nebenbeschäftigung zu kürzen oder sie ggf. auch gänzlich aufzugeben.

Wir empfehlen Ihnen, auf jeden Fall mit dem Steuerberater zu sprechen, der die wirtschaftliche Situation des Unternehmens gut kennen sollte und Ihnen sicherlich noch weiterführende gute Tipps zu diesem Thema geben kann.

Quelle:
German Drechsler
THINK Gruppe, BDU
THINK Unternehmensentwicklungs GmbH
November 2013

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