Antwort
Grundsätzlich empfehle ich Ihnen in jedem Fall einen Business-Plan zu verfassen und alle wichtigen Unternehmensbereiche detailliert zu durchdenken. Denn die Frage der Räumlichkeiten kann nicht losgelöst von anderen wichtige Fragen (z.B. Marketing, Finanzplanung, etc.) beantwortet werden. Hier gilt: Je besser und genauer die Planung, desto besser gelingt Ihnen der Start der Unternehmung. Ich nehme an, dass Sie aufgrund Ihrer bestehenden unternehmerischen Erfahrung bereits viele wichtige Fragen aus Ihrem Erfahrungsschatz heraus beantworten können. Dennoch macht es auch unter diesen Voraussetzungen Sinn, jeden Punkt genau durchzuarbeiten. Die Eckpunkte sind:
- Detaillierte Beschreibung des Vorhabens
- Marketingplan
- Welche Produkte bieten Sie für den deutschen Markt an
- Welche Zielgruppen sprechen Sie an (Firmen; Einzelpersonen; Studenten; Senioren…)
- Wie erreichen Sie die Zielgruppen und wie erreichen die Zielgruppen Sie
- Welche Preise können/müssen/wollen Sie verlangen
- Konkurrenzsituation
- Risiken
- Finanzplanung (unter Berücksichtigung der erarbeiteten Ergebnisse aus den anderen Bereichen des Business Plans)
Für die Verfassung des Planes empfiehlt es sich ggf. mit einem Berater zusammen zu arbeiten. Das Bundesland Hessen bietet hierfür spezielle Anlaufstellen, die Sie unter existenzgruendung.hessen.de finden.
Hinsichtlich der Wahl der Räumlichkeiten sind, wie bereits erwähnt, zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen. Im Rahmen der Zielgruppenanalyse und des Produktportfolios sollte geklärt werden, ob Sie z.B. Gruppen in Ihren Räumlichkeiten betreuen wollen, wie groß diese Gruppen sind, ob Sie einen Wartebereich benötigen weil die Termine eng hintereinander getaktet sind, ob Sie z.B. viele Studenten als Kunden erwarten (Nähe zur Zielgruppe), ob die Zielgruppe Sie gut erreichen kann (Parkplätze, öffentliche Verkehrsmittel, Fahrzeiten)…. Niemand möchte gerne für eine Stunde Sprachkurs 1,5 Std. mit dem Auto/der Bahn unterwegs sein. Dabei sollte auch die Konkurrenzsituation analysiert werden, um sich ggf. nicht direkt neben einer bereits bestehenden Sprachschule nieder zu lassen.
Zudem MUSS geklärt sein, wie Sie Ihr Angebot vermarkten werden (in meinen Augen der zentrale Punkt!)! Grundsätzlich halte ich den Anteil an „Laufkundschaft“ in Ihrem Geschäftsfeld für gering bis mäßig, dennoch kann eine gut frequentierte Lage, eine schöne Außenpräsentation mit Schild/ beklebten Fenstern durchaus für zusätzliche Kundschaft sorgen.
Wichtig ist auch, dass Sie im Rahmen Ihrer Finanzplanung klären, welche Räumlichkeiten/Mieten Sie sich bei unterschiedlichen Auslastungen (best case, worst case) leisten können und ob die zusätzliche Laufkundschaft eine ggf. höhere Miete in einer besseren Lage rechtfertigt. Mit der Suche nach entsprechenden Räumlichkeiten würde ich dann mehrere ortsansässige Makler beauftragen. Ideal wäre ggf. auch die Möglichkeit der schrittweisen Ausweitung der Räume sobald Ihr Unternehmen wächst und angestellte Sprachlehrer/innen als Mitarbeiter/innen Kurse betreuen.
Bitte beachten Sie auch mögliche Nutzungsvorschriften für ein Gewerbe Ihrer Art. Dazu können Auflagen hinsichtlich sanitärer Anlagen, Parkplätzen, Fluchtwegen, Belüftung, Beleuchtung, etc. gehören. Detaillierte Auskunft erhalten Sie hierzu beim örtlichen Ordnungsamt/Gewerbeamt und auch bei Ihrer zuständigen IHK.
Abschließend noch zwei kurze Empfehlungen: Eventuell haben Sie die Möglichkeit Fördermittel zu beantragen. Hierzu können Sie (vor einer Anmeldung beim Finanzamt/ Gewerbeamt!) unter www.foerderdatenbank.de in der eigens vom BMWi dafür vorgesehen Datenbank recherchieren, welche Fördermöglichkeiten sich Ihnen bieten.
Bitte klären Sie zudem alle (steuer)rechtlichen Fragestellungen mit Ihrem Steuerberater (Rechtsform, Versicherungen, steuerliche Anmeldung,…)!
Ich wünschen Ihnen viel Erfolg und Freude bei der Gründung Ihres Unternehmens!
Quelle: Benedikt Glück
Dr. Schauer Steuerberater-Rechtsanwälte PartG
Mitglied der Steuerberaterkammer München und Rechtsanwaltskammer für den Oberlandesgerichtsbezirk München
Juli 2016
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