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Reiseagentur: erste Schritte?

Frage

Ich möchte mich mit Tourismus beschäftigen und habe dazu Fragen: Wie kann man Kunden an größere Reiseanbieter weiterleiten auf Basis einer Vermittlungsprämie bzw. Provision und damit neue Kunden für sie verschaffen? Wenn man als Agentur für einen großen Reiseveranstalter arbeiten möchte und nebenbei noch für andere Unternehmen vermitteln möchte, braucht man dafür eine Online-Agentur (Reisebüro)? Wenn man sich auf Ferienwohnungen, Ferienhäuser und Urlaub auf dem Lande (Agrotourismus, Landtourismus) spezialisiert, wie und wo sollte man anfangen?

Antwort

Um in einer wettbewerbsintensiven Branche Fuß zu fassen, ist eine genaue Definition des Geschäftsmodells sowie der zukünftigen Zielgruppe in einem detaillierten Businessplan zwingend erforderlich.

Hierbei ist die von Ihnen angesprochene Spezialisierung auf Nischen, wie z.B. Agrotourismus ein guter Ansatzpunkt. Sie sollten auch Ihre persönlichen Interessen als Ausgangspunkt für das Angebotsspektrum einbeziehen, um einen Mehrwert (genaue Kenntnis der Reise, eigene Erfahrungen, Begeisterung für das „Reisethema“) gegenüber der Vielzahl von Wettbewerbern anbieten zu können. Überlegen Sie sich Themen, die in Ihrer Umgebung sonst nicht angeboten werden und die für die großen Reiseveranstalter nicht umsatzkräftig genug sind. Wenn Sie einen einwöchigen Aufenthalt auf Mallorca im Hotel anbieten, stehen Sie mit unzähligen anderen Firmen im Wettbewerb. Wenn Sie jedoch z.B. geologische Erkundungstouren mit Fossiliensammeln auf den Mittelmeerinseln anbieten, sind Sie ggf. der einzige Reiseveranstalter in dieser Nische. Ein weiteres Beispiel wäre eine Spezialisierung auf gesundheitlich eingeschränkte Kunden, die einen speziellen Service benötigen, wie beispielsweise glutenfreies Essen, Dialyse,… (Achtung: Die Nische sollte groß genug sein, d.h. im vorhergehenden Beispiel sollten Sie sich in jedem Fall auch mit Zahlen zu Dialysepatienten beschäftigen), etc..

Auf dieser Basis sollten Sie zunächst dringend eine umfassende Marktanalyse durchführen, um Kenntnisse über Konkurrenz, bereits vorhandene Angebote und mögliche Vertriebswege zu erhalten. Informationen zu Ihrem Markt erhalten Sie z.B. von anderen Marktteilnehmern (Reiseveranstaltern, Agenturen, kleinen Reisebüros, Tourismusverbände, Ferienhausanbietern, etc.), die bereits in Ihrem Zielmarkt tätig sind, jedoch aufgrund ihres Standortes nicht in direkter Konkurrenz zu Ihnen stehen (telefonieren, telefonieren, telefonieren…). Weitere Datenquellen sind regionale und nationale Verbände wie z.B. der Deutsche Tourismusverband (DTV) bzw. der Tourismusverband Allgäu/Bayerisch-Schwaben.

Mit einem genau definierten Geschäftsmodell machen Sie sich auch interessant für Partnerschaften wie TUI, DerTour, etc.. Stellen Sie sich Ihre Anrufe bei großen Reiseveranstaltern ohne und mit Geschäftsmodell wie folgt vor:

  • Ohne Geschäftsmodell: „Ich beschäftige mich gerade mit Tourismus und wollte fragen, ob Sie Partnerprogramme haben.“
  • Mit Geschäftsmodell: „Ich befinde mich gerade in der Gründungsphase einer auf Dialysepatienten spezialisierten Reiseagentur. Hierfür habe ich bereits Dialysezentren auf Mallorca, Gran Canaria, Kreta, Kos und Korsika als Partner gewinnen können. Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Reiseveranstalter mit dem ich im Bereich Flüge und Hotels kooperieren kann…“ Lassen Sie sich über Vermittlungsprovisionen, Konditionen und Voraussetzungen für die Zusammenarbeit aufklären.

Erstellen Sie basierend darauf eine umfassende Kalkulation (Umsatz, Kosten, Gewinn, Steuern, etc.) und beschäftigen Sie sich intensiv mit möglichen Risiken. Unterstützung für eine solche Berechnung/ Ihren Businessplan bekommen Sie unter anderem bei Ihrer zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie von Ihrem Steuerberater.

Abhängig von Ihrer persönlichen Situation sowie von Ihrem Standort haben Sie ggf. auch Anspruch auf Fördermittel. Als erste Anlaufstelle kann Ihnen hier ebenfalls Ihre zuständige IHK weiterhelfen.

Quelle: Benedikt Glück
Dr. Schauer Steuerberater-Rechtsanwälte PartG
Mitglied der Steuerberaterkammer München und Rechtsanwaltskammer für den Oberlandesgerichtsbezirk München
März 2017

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