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Fachkraft für Altenpflege: Unternehmensgründung?

Frage

Seitdem ich die Ausbildung zur Fachkraft für Altenpflege 2012 begonnen habe, habe ich einen Gedanken, den ich heute vielleicht umsetzen möchte. Ich bin noch völlig unerfahren, was die Gründung eines solchen Unternehmens angeht, obgleich es oft während der Ausbildung hieß, dass man nach dieser beispielsweise seinen eigenen Pflegedienst gründen kann. Leichter gesagt als getan? Ich würde mich freuen, wenn Sie mir diesbezüglich ein wenig weiterhelfen könnten und mir sagen, ob meine Idee als selbständige (Neben-)Beschäftigung überhaupt realistisch und zu realisieren ist.

Antwort

Sie haben zunächst nach Außen geschaut, dort einen Bedarf entdeckt und dann nach Innen gesehen, um die für die Bedarfsdeckung notwendigen Voraussetzungen zu prüfen und ggf. zu schaffen. Zumindest ist die Historie so Ihrer Website zu entnehmen.

Sie haben damit intuitiv das Richtige getan. Sie haben sich nicht Ihre Fähigkeiten angeschaut und daraus - weil es Ihnen selbst so gefällt - eine Dienstleistung geschaffen, sondern erlebt, dass es für ein Problem auf dieser Welt noch keine oder keine ausreichende Lösung gibt (zumindest an Ihrem Standort (noch) nicht) und gesehen, dass Sie die Fähigkeiten mitbringen, dieses Problem zu lösen.

90 % vom Erfolg ist stets die Vorbereitung auf Ihr Unternehmen. Schauen Sie daher vor allem: Wer soll Ihre Leistung bezahlen (damit ist nicht die Erstfinanzierung, sondern die grundsätzliche Tragfähigkeit gemeint)? Kann Ihre Zielgruppe die Gelder dafür auch aufbringen? Wie können darüber hinaus oder stattdessen Gelder gewonnen werden (Spenden, Crowdfunding, Verkauf von Werkstücken...)? Wie viel Umsatz ist jeden Monat die kommenden drei Jahre notwendig?

Selbständigkeit ist kein Selbstzweck, sondern hat das Ziel der größtmöglichen Freiheit und Unabhängigkeit des Gründers - sowohl finanziell als auch zeitlich betrachtet - was gerade bedeutet, dass Sie dann selbst nicht mehr als Fachkraft aktiv sind und auch nicht als Manager, sondern als Unternehmer.

Bis es so weit ist und das Unternehmen „erwachsen“ ist, Ihnen also die Freiheit tatsächlich bietet, dauert es freilich einige Jahre (in der Regel 10-20), die von deutlicher Mehrarbeit geprägt sind.

Wollen Sie indes lieber vorwiegend weiter Fachkraft sein, schaffen Sie lediglich Ihren eigenen Job, Ihren eigenen Arbeitsplatz und kein Unternehmen. Dieser Arbeitsplatz wird Sie früher oder später in der Zukunft ausbrennen, weil Sie dann keinen Urlaub mehr werden nehmen können, nie krank sein dürfen, immer für Ihre Klienten da sein müssen, denn wenn der Bedarf da ist, dann wollen die Menschen diesen Bedarf auch gedeckt wissen. Es wird zu viele Menschen geben, die Sie dann wollen.

Ich drücke damit nicht aus, dass Sie als Unternehmerin - bei Zielerreichung - nicht mehr als Fachkraft tätig sein dürfen, sondern führe aus, dass Sie das dann nur noch in dem Umfang betreiben, wie Sie selbst Spaß daran haben, aber nicht weil Sie es müssen, um die laufenden Kosten bezahlen zu können!

Da es in der Pflege bereits jetzt einen Fachkräftemangel gibt, schauen Sie sich frühzeitig genug um, wer daher die zunächst von Ihnen durchgeführte Facharbeit übernehmen kann und soll, damit Ihr Unternehmen wachsen kann und es eben nicht nur ein eigener Arbeitsplatz bleibt.

Arbeiten Sie an Ihrem Unternehmen und nicht ausschließlich in ihm, dann wird Ihr Vorhaben auch gelingen.

Quelle: Christine Donner
Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband für Ergotherapeuten in Deutschland BED e.V.
Dezember 2016

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