Frage
Ich habe eine Idee für eine App, die eventuell für Behörden und Ämter hilfreich sein könnte (Schwerpunkt: Sprachbarrieren, Übersetzung, Datenverarbeitung). Wo kann ich mich mit dieser Idee bewerben?
Ich habe eine Idee für eine App, die eventuell für Behörden und Ämter hilfreich sein könnte (Schwerpunkt: Sprachbarrieren, Übersetzung, Datenverarbeitung). Wo kann ich mich mit dieser Idee bewerben?
Grundsätzlich stellt sich die Frage, was Sie mit „bewerben“ meinen.
Die Entwicklung einer Idee hin zu einem Unternehmen durchläuft mehrere Schritte. Diese sind natürlich nicht in Stein gemeißelt und es gibt immer unterschiedliche Wege, aber grundsätzlich lässt sich folgender Ablauf grob skizzieren:
1. Ausarbeitung Ihrer Idee
a. Umfassende Analyse zum Status Quo (Welches Problem lösen Sie mit Ihrer Innovation? Ist dies tatsächlich ein Problem? Wann, wo und wie häufig tritt das Problem auf? Wie wird aktuell mit dem Problem umgegangen?)
b. Umfassende Recherche zu bestehenden/alternativen Lösungen (die meisten Ideen gibt es schon)
c. Umfassende Zielgruppenanalyse (Wer ist der Endnutzer Ihrer App? Wer kauft die App? Wie erreichen sie den Käufer?)
Sollten Sie nach dieser Analyse zum Ergebnis kommen, dass Sie ein signifikantes Problem lösen bzw. eine signifikante Vereinfachung von Prozessen bieten, dieses Problem/der Prozess mit einer „großen“ Häufigkeit auftritt, noch niemand eine vergleichbare Lösung bietet und die Zielgruppe ausreichend groß ist, dann können Sie zu Schritt (2.) übergehen:
2. Überschlägige Kalkulation
a. Ermitteln Sie grob alle Kosten für die Erstellung der App
b. Ermitteln Sie grob alle sonstigen (laufenden) Kosten (Werbung/Vermarktung, Räume, Buchhaltung etc.)
c. Ermitteln Sie darauf basierend, wie viele Anwender Sie benötigen um Geld zu verdienen (z.B. bei Erträgen von X,XX Euro/Download)
d. Vergleichen Sie diesen Wert mit obiger Zielgruppe und Download-Zahlen (und Marktabdeckungen sowie Preisen) andere Apps (Gehen Sie nicht davon aus, dass sich alle sofort wie wild auf Ihre App stürzen. Es hat Jahre gedauert, bis die Menschen die Farbfotografie der Schwarzweißfotografie vorgezogen haben, d.h. Sie müssen hier AN DER RICHTIGEN STELLE mit ggf. erheblichem Überzeugungsaufwand rechnen).
Sollten Sie nach dieser überschlägigen Kalkulation noch immer der Überzeugung sein, dass Ihre Idee ein durchschlagender Erfolg wird, gehen Sie zu Schritt 3 über:
3. Finanzierung/Businessplan
a. Führen Sie obige Recherchen und Berechnungen in einen DETAILLIERTEN Businessplan über.
b. Grundsätzlich sieht es jeder Investor gerne, dass etwas tatsächlich funktioniert und vom Markt angenommen wird. Sollten Sie nach (1.) und (2.) auch weiterhin zu 100.000% überzeugt sein, dass Ihre Idee funktioniert, sollten Sie dies zunächst nach Möglichkeit beweisen. Lassen Sie eine Version 1.0 programmieren und testen Sie diese. Damit zeigen Sie auch, dass Sie so stark an Ihre Idee glauben, dass Sie eigenes Geld investieren (Schauen Sie sich einige Folgen „Höhle der Löwen“ an. Investiert wird primär in Geschäftsmodelle die Ihre Marktfähigkeit bereits bewiesen haben, bzw. zumindest in Form eines Prototypen präsentiert werden können.).
Wichtiger Hinweis: Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass fast jede Unternehmung mit einem z.T. erheblichen Risiko behaftet ist. Zudem herrscht in der Öffentlichkeit zumeist eine falsche Erfolgsvorstellung. Diese gründet darin, dass man fast ausschließlich von erfolgreichen Unternehmen hört. Dass jedoch von 100 Gründungen die überwältigende Mehrheit (je nach Markt, Geschäftsmodell, etc.) „Pleite geht“ bzw. nie einen Euro verdient wird dabei gerne übersehen. Ich würde Ihnen daher empfehlen, nur das zu investieren, was Sie auch „problemlos“ verlieren können. Die meisten „alles auf eine Karte“-Nummern Enden in einem Zelt…
c. Sollten Sie keinerlei finanziellen Spielraum haben, bleibt Ihnen noch immer die Möglichkeit einen (hervorragenden) Business Plan auszuarbeiten und sich damit bei sog. Venture Capital Firmen zu „bewerben“. Ggf. gibt es in Ihrer Nähe auch Venture Capital Treffen bei denen Sie Ihre Geschäftsidee vorstellen können. Denken Sie hierbei immer daran, dass diese Firmen das investierte Kapital vervielfachen wollen (z.B. im Rahmen eines Firmenverkaufs in einigen Jahren). Zudem gibt es Businessplan-Wettbewerbe bei denen Sie mitmachen können und so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ihre Hausbank wird Ihnen nach meiner Einschätzung nur bei entsprechenden Sicherheiten (laufendes Einkommen, Immobilie - ACHTUNG siehe Hinweis oben) Kapital zur Verfügung stellen. Eine weitere Geldquelle sind die drei „Fs“: Friends, Family, Fools (Freunde, Familie, Deppen). Auch hier der Hinweis: Wägen Sie sehr genau ab was Sie riskieren (Familienverhältnis, Freundschaften, etc.).
Sollten Sie auch diese Hürde genommen haben, gilt es das Unternehmen in mehreren Schritten (ggf. auch mehreren Finanzierungsrunden) zum Erfolg zu führen.
4. Umsetzung
a. Perfekte Ausarbeitung App
b. Firmenräume
c. Personal
d. Vertrieb
e. Servicehotline
f. Zielerreichung
g. Wettbewerb
h. …
i. Erfolg?
5. Verkauf
Ich hoffe, dass ich Sie nicht entmutigt habe, denn ohne mutige Entscheidungen gäbe es (vielleicht) viele Produkte nicht (was vielleicht Schade/manchmal auch gut wäre).
Allerdings müssen Sie sich klar darüber sein, wieviel Risiko Sie für Ihre Idee eingehen wollen.
Quelle: Benedikt Glück
Dr. Schauer Steuerberater-Rechtsanwälte PartG
Mitglied der Steuerberaterkammer München und Rechtsanwaltskammer für den Oberlandesgerichtsbezirk München
August 2018