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Kein Darlehen trotz Restschuldbefreiung?

Frage

Ich bin jetzt seit gut vier Monaten - aus der Arbeitslosigkeit heraus - Existenzgründer eines Handwerksunternehmens für Isolier- und Dämmtechnik, Holzbau und Innenausbau. Alle Formalitäten habe ich auf hochoffizieller Schiene geplant, geprüft und eintragen lassen (Businessplan, Rentabilitätsvorschau, Liquiditätsplan, Investitionsplan, Beratung durch Handwerkskammer, Steuerberater und Arbeitsamt - bekomme hier einen Existenzgründerzuschuss von 1.104 Euro inkl. sozialer Absicherung, BG-Bau, Finanzamt, Verbandsgemeinde etc.). Alles über sechs Monate geplant und ausgearbeitet. Bis hier alles sehr positiv gelaufen. Selbst die Hausbank meinte, dass alles Hand und Fuß hat und sie selten so ein gutes Unternehmenskonzept gesehen haben.

Jetzt gibt es leider ein Riesenproblem. Ich musste vor 4,5 Jahren Privatinsolvenz anmelden aus privaten Gründen. Normalerweise würde die Privatinsolvenz ja sechs Jahre laufen, aber ich konnte sie durch viel Arbeit, Fleiß und Schweiß aus eigener Kraft 1,5 Jahre früher beenden und habe vorzeitig alle Forderungen beglichen. Gibt es auch sehr selten, aber ich habe es geschafft die vorzeitige Restschuldbefreiung zu erhalten. Bei allen Stellen habe ich natürlich mit offenen Karten gespielt und direkt von meiner vergangenen Privatinsolvenz erzählt. Mir wurde gesagt, dass dies dadurch zwar etwas schwieriger werden könnte, aber kein Problem sei, dann gäbe es Plan B und C noch. Fördermittel habe ich bei der KfW Bank zur Realisierung meines Vorhabens beantragt. Jetzt hat die KfW und auch die Hausbank mich im Regen stehen lassen und das Darlehen abgelehnt. Habe sogar Versicherungen gekündigt, und die bei der Hausbank abschließen "müssen". Alles weil in der Schufa Restschuldbefreiung steht, obwohl es ja überhaupt keine Restschuld mehr gibt! Habe die Schufa angeschrieben und da meinen Fall geschildert und versucht die Eintragung löschen zu lassen, ohne Erfolg. Auch das Insolvenzgericht habe ich angeschrieben und ich bekam die Antwort, dass sie da nichts machen könnten, da die Schufa eine private Organisation sei. Ich habe keinerlei Schulden oder sonstige Verbindlichkeiten. Auch habe ich versucht ein Mikrokredit eines Mk-Institutes zu bekommen. Die Sache ist nur die, dass ich ledig bin, keine Bürgen habe und auch keine sonstigen Sicherheiten habe, somit auch abgelehnt. Aufträge hätte ich in Aussicht und habe Angebote von rund 40.000 Euro geschrieben. Zwei Aufträge habe ich auch bekommen (Wert fast 30.000 Euro). Die Arbeiten sind allerdings erst in paar Wochen am Start. Alles was ich dazu brauche ist ein gebrauchter Transporter (ca. 5.000 Euro) und die Anzahlung für die notwendige Maschine (3.500 Euro). Nun weiß ich nicht mehr was ich machen soll bzw. kann.

Antwort

Zunächst vielen Dank für Ihre Anfrage und die ausführliche Schilderung Ihrer derzeitigen Situation. Fürwahr nicht ganz so einfach.

Denn in der Tat ist eine sog. "negative" Schufa in der Regel ein "K.o."-Kriterium bei der Kreditbeschaffung und eben einer der Gründe für die Ablehnung eines Kreditantrags, gerade auch im Zusammenhang mit der Beantragung von Fördermitteln.

Dazu kommt, dass das "Problem" bei der Schufa ist, dass - selbst wenn das Negativmerkmal erledigt bzw. ausgeglichen wurde - der Tatbestand an sich noch eine längere Zeit in der Schufa-Eintragung stehen bleibt, bis er gelöscht wird.

Es ist auf jeden Fall vollkommen richtig, dass Sie überall mit "offenen Karten" gespielt haben und schlussendlich brauchen Sie sich auch nicht zu "verstecken". Es ist fürwahr eine ordentliche Leistung, was Sie auf die Beine gestellt haben und auch die Restschuldbefreiung schon nach 4,5 Jahren erreicht haben.

Umso verwunderlicher erscheint uns das Verhalten Ihrer Hausbank, wenn sie in der Kenntnis der Situation erst eine Begleitung zugesagt hatte und nun doch nicht dazu steht.

Wir gehen davon aus, dass der Hausbank nachgewiesen wurde, dass es aus Ihrer Privatinsolvenz tatsächlich keine Gläubiger mehr gibt (bzw. auch der Nachweis der Restschuldbefreiung vorgelegt wurde!) - von daher ist es etwas unverständlich, dass sie letztlich keinen eigenen Hausbank-Kredit vergibt - denn das könnte die Bank im eigenen Ermessen tun !

Aber leider nicht zu ändern, da es keine Pflicht gibt, einen Kreditantrag zu genehmigen.

Daneben verschlechtert auch oftmals ein abgelehnter Kreditantrag die Schufa-Auskunft nochmals, so dass sie bei Anfragen bei anderen Banken noch mehr in "Erklärungsnot" kommen könnten.

Ziehen Sie sich auf jeden Fall noch mal eine aktuelle Schufa-Auskunft, um sich Kenntnis darüber zu schaffen, was die aktuellsten Eintragungen sind.

Des Weiteren sollten Sie noch mal das Gespräch mit der Schufa suchen - lassen Sie der Schufa den Nachweis der Restschuldbefreiung zukommen und entsprechende Nachweise (ggf. durch einen Steuerberater und/oder Anwalt bestätigt!) das es KEINE Gläubiger mehr aus der Privatinsolvenz gibt. Dann müsste die Schufa zumindestens einen Erledigungsvermerkt aufnehmen, dass alle Schulden beglichen bzw. Gläubiger befriedigt wurden.

Die benötigten Finanzmittel sind mit 8,5 TEUR mehr als überschaubar. Wir sehen insoweit noch ein paar etwaige Optionen zur Finanzmittelbeschaffung:

  1. Schildern Sie den beiden potentiellen Kunden offen Ihre Situation und verhandeln Sie über eine höhere erste Abschlagszahlungen. (ggf. dafür auch einen leichten Nachlass oder Mehrleistung !)
  2. Gehen Sie doch noch mal zu Ihrer Hausbank - eröffnen Sie ein Geschäftskonto und schlagen Sie der Hausbank vor, die Kreditierung über eine sog. Auftragsvorfinanzierung abzuwickeln, bei der Sie die Forderungen in entsprechender Höhe abtreten. Nehmen Sie dazu die entsprechenden schriftlichen Aufträge mit und zur Unterlegung die grobe Kalkulation.
  3. Verhandeln Sie mit dem Autohaus. So könnten Sie z.B. den Transporter zunächst nur mieten und gleichzeitig eine Vereinbarung über eine spätere Finanzierung/Leasingvereinbarung treffen.
  4. Verhandeln Sie mit dem Maschinenlieferanten - wenn Sie diesem unterzeichnete Verträge vorweisen, könnten Sie ggf. auch an dieser Stelle über eine Forderungsabtretung als Sicherheit die Maschine vorab erhalten. Sollte es sich um eine bewegliche Maschine handeln, könnten Sie auch hier zunächst mieten und anschließend finanzieren.
  5. Ggf. könnten Sie ein befreundetes Unternehmen aus der Branche ansprechen und sich von diesem - unter Zahlung einer Provision nach Auftragsabschluss - das Equipment leihen.
  6. Schlussendlich könnten Sie auch z.B. über Ihren Steuerberater, Rechtsanwalt etc. persönliche Kontakte zu anderen Banken nutzen und dort Ihr Anliegen vortragen - und wenn es "nur" eine kleine erste Geschäftslinie ist, mit der Sie arbeiten können.


Auf jeden Fall sollten Sie es erst mal weiter versuchen und sich noch nicht bzgl. Ihrer Selbständigkeit entmutigen lassen.

Quelle:

German Drechsler
THINK Gruppe, BDU
c/o THINK Unternehmensentwicklungs GmbH
April 2013

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